Freunde finden – Tipps

Erinnerungen an die ehemalige beste Freundin bleiben ein Leben lang bestehen. Doch auch in einem höheren Alter kann eine erfüllende Freundschaft gelingen!

Wie die meisten von uns wissen oder ahnen, spielt der Zufall häufig eine entscheidende Rolle dabei, wer unser (bester) Freund/in wird: Wären wir in der ersten Klasse nicht zufällig neben Christiane gesetzt worden, dann wäre sie nicht in der kompletten Grundschulzeit unsere beste Freundin gewesen. Und wäre später in der Oberstufe Fabian nicht neben uns gesessen, wie hätten wir dann unser Abi geschafft, ohne die Hilfe dieses netten Mathe-Genies, mit dem wir so manche Disco-Nacht verbracht haben? In späterem Alter hängt es häufig von unseren individuellen Interessen ab, wo wir Freunde kennenlernen. Stubenhocker suchen ihr Glück deshalb häufig im Internet. In diesem Artikel geht es darum, welche Voraussetzungen gegeben sein müssen, damit wir in allen Lebensphasen und in jedem Alter leicht Freunde finden.

Diese Thematik ist dermaßen komplex, dass ganze Selbsthilfe-Ratgeber darüber geschrieben werden. Wir wollen in diesem ausführlichen Artikel die wichtigsten Tipps zusammenfassen, die dabei helfen können, Freunde zu finden. Gemeinsam in unserem Freundeskreis haben wir Brainstorming zum Thema „Freunde finden“ betrieben, und jeder hat erzählt, wie er die besten Freunde seines Lebens kennengelernt hat.

Freunde finden – welche Eigenschaften sind wichtige Voraussetzungen?

Gemeinsame Anschauungen sind eine gute Basis.

Zunächst einmal muss das Eis gebrochen werden. Dafür sind gemeinsame Interessen wichtig. Ob in der Arbeit, in der Schule oder auch im Wartezimmer beim Arzt: Man stellt fest, dass man an denselben Stellen lacht und ist sich dadurch auf Anhieb sympathisch. Doch der Weg bis zu einer richtigen Freundschaft ist weit: Während im Schulalter und auch auf der Uni oder in der Ausbildung spielend leicht Kontakte geknüpft werden können, da man täglich aufeinander trifft, zerbrechen sich viele Absolventen oder Gesellen den Kopf, wie sie sich einen Freundeskreis aufbauen könnten:

Viele Freundschaften zerlaufen sich, da bei so manchem der eigene Partner und möglicherweise die eigene Familie im Zentrum steht. Und das Trennen von Berufs- und Privatleben steht bei zahlreichen Arbeitnehmern hoch im Kurs. Denn nicht immer möchte man, dass der Arbeitskollege in die eigenen privaten Probleme eingeweiht wird, weshalb man sich vor einer Freundschaft zum Kollegen scheut. Da der jeweilige Kollege meist ähnlich denkt, herrscht in vielen Betrieben ein zwar freundliches, aber etwas distanziertes Miteinander.

Die wichtigsten Eigenschaften, die ein Mensch mitbringen muss, den wir als Freund haben wollen

Hilfsbereitschaft

Hilfsbereite Menschen sind beliebt, müssen jedoch darauf achten, sich nicht ausnutzen zu lassen.

Wer als Mann handwerklich versiert ist, macht sich bei seinen Mitmenschen beliebt, indem er ihnen etwa hilft, Möbel zusammenzubauen, Umzüge zu organisieren etc. Eine Frau, die sprachlich talentiert ist, kann eine Freundschaft auch dadurch pflegen, indem sie ihren Freunden bei Bewerbungen hilft. Auch mit „Seelsorge“ macht man sich bei anderen Menschen beliebt? Spielst du vielleicht gern die „Kummertante“, die Menschen bei Liebeskummer tröstet?

Eine goldene Regel: Die Freundschaft sollte möglichst auf einer ausgewogenen Mischung aus Geben und Nehmen basieren. Viele Freundschaften enden nämlich bekanntlich, weil eine Freundin sich wie eine Art Psychotherapeutin ihrer besten Freundin fühlt.

Ehrlichkeit

Auch wenn wir einer Person im ersten Moment böse für ihre ehrlichen Worte sein mögen – irgendwann werden wir es ihr danken. In Bezug auf diesen Punkt ist auch der nächstgenannte Aspekt interessant: der Fettnäpfchen.

Beispiel: Tom hat sich Nylon-Hemden gekauft, die im Angebot waren. Er hat viel Kaffee getrunken, und draußen ist es außerdem warm. Obwohl Tom sich geduscht und ein Deo benutzt hat, riecht er unerträglich nach Schweiß. Sein Freund Timo spricht ihn darauf an. Auch wenn Tom zunächst verletzt auf diesen Hinweis reagiert, denkt er Weile über Timos Worte nach: „Ich bin dein Freund. An deiner Stelle würde ich es gern gesagt bekommen, wenn ich so rieche.“

Betrachtet man das genannte Beispiel, so bieten Freundschaften eine optimale Gelegenheit, an sich selbst zu arbeiten. Oder andersherum: Eine Person, die einen Makel an sich trägt, ohne etwas an ihm zu ändern (das kann z. B. auch der Damenbart einer Frau sein), erweckt bei anderen Menschen den Anschein, keine Freunde zu haben, die diesen Menschen auf dieses Problem ansprechen („Hast du keine Freunde?“).

Fettnäpfchen sind vermeidbar, können aber verziehen werden

Manchmal genügen ein paar unbedacht gewählte Worte, und schon ist ein Mensch bei uns komplett unten durch. Es hängt in einem solchen Fall von unserer eigenen Toleranz und auch Einsamkeit ab, ob wir ein Treffen mit dieser Person sofort abbrechen, oder ob wir dem Menschen doch noch eine zweite Chance geben wollen.

Beispiel: Maria hat ihr erstes Treffen mit Franz. Er hat einen ziemlich weiten Weg auf sich genommen, um sich mit ihr treffen zu können. Doch das erste, was Franz tut, ist, sich mit einer Frau zu unterhalten, die er auf der Straße kennengelernt hat. Kurz danach äußert sich Franz unter Verwendung eines recht abgedroschenen Begriffs über Asylbewerber, obwohl er eigentlich politisch links einzuordnen ist. Dies sind zwei Fettnäpfchen, in die Franz auf Anhieb tappt, da er Maria nicht einschätzen kann und aus Nervosität sowohl ein verkehrtes Verhalten als auch die falschen Wörter verwendet. Als er merkt, dass Maria ganz in Ordnung ist, verhält er sich authentischer und hat keine Angst mehr, als Person von ihr abgelehnt zu werden.

„Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, und wenn er auch die Wahrheit spricht.“

Wenig lügen

Manchmal müssen Notlügen her, wenn man der jeweils anderen Person die Wahrheit nicht zumuten möchte (Beispiel: Katastrophen in der eigenen Familie) oder in deren gedanklichen Kategorien nicht in einer bestimmten Schublade landen will. Grundsätzlich ist es aber ratsam, so gut wie immer die Wahrheit zu sagen. Denn irgendwann fliegt auf, dass man gelogen hat, weil man sich selbst nicht mehr merken kann, was man gesagt hat – man steht dann vor der anderen Person als notorischer Lügner da. Und das spricht sich schnell herum.

Beispiel: In einer Runde von Arbeitskollegen, die untereinander befreundet sind, erzählt Torsten eine Anekdote von den Mitarbeitern einer anderen Firma. Andy, der schon ein Bierchen zu viel getrunken hat, stimmt ein Lied an: „Torsten erzählt Geschichten, Geschichten, die niemand glaubt…“. Die anderen anwesenden Personen sind schockiert, als sich Torsten von Andys humorvoller Einlage sichtlich gekränkt fühlt. Keiner nimmt ihm die Geschichte, die er erzählt hat, ab, obwohl sie wahr ist. Torsten wird klar, dass er in dieser Firma keine echten Freunde finden wird, da er sich den Ruf und die eigene Glaubwürdigkeit mit seinen vielen Lügen ruiniert hat.

Humor

Wir alle kennen „gesellige“ Menschen, um die sich stets viele Leute finden, da jeder weiß, dass es mit der jeweiligen Person viel zu lachen gibt. Freilich handelt es sich bei dieser Gruppe von Menschen nicht immer um Freunde zum Pferdestehlen: Häufig finden sich darunter auch einige Personen, die einfach nur gern unterhalten werden wollen. Doch Humor ist eine Eigenschaft, die von sehr vielen Menschen geschätzt wird. Herzlich zu lachen, ist nicht nur gesund, sondern man führt ein lebenswerteres Leben, wenn man witzige Menschen kennt, die das Zwerchfell zum Tanzen bringen.

Beispiel: Hans ist ein lebensfroher Mann, der auch den einen oder anderen Scherzartikel zu Hause hat und diese genau dann einsetzt, wenn niemand damit rechnet. Doch auch Witze und derbe Sprüche kann Hans sich gut merken. Er weiß, wie man Leute zum Lachen bringt. Aus diesem Grund ist Hans nie alleine. Zwar ergeben sich nicht mit all seinen Freunden  tiefgründige Gespräche, doch häufig kommt es den Teilnehmern seiner Gartenpartys in erster Linie auf Kurzweil an.

Zum Humor gehört auch eine gesunde Portion Selbstironie. Kann eine Person auch über sich selbst lachen, oder ist er/sie diesbezüglich ein empfindliches Pflänzchen?

Großzügigkeit

Geiz ist eine sehr unattraktive Eigenschaft (eine Ausnahme: Jemand ist bekennender Schnäppchenjäger). Doch wirkt es auch wiederum bedürftig, wenn jemand wiederholt eine Runde ausgibt, weil er befürchtet, sonst nicht beliebt genug zu sein. Ein Trick, der über alle Altersstufen hinweg sehr gut ankommt, ist der folgende:

Wenn du eine gute Kuchenbäckerin bist, dann machst du dich bei anderen Personen beliebt, wenn du immer mal wieder leckeren selbstgebackenen Kuchen mitbringst. Auch selbstgebackene Muffins kommen super an, egal ob du 6, 10, 16 , 22 oder 36 Jahre alt bist. Bei älteren Personen ist es sowieso ziemlich üblich, Kuchen mitzubringen. Bringe jedoch immer nur das gelungene Gebäck mit, nie das missratene (versteht sich wohl von selbst). Bald wirst du nach dem Rezept gefragt werden, und bereits das kann der Anfang einer neuen Freundschaft sein.

Zuverlässigkeit

Das absolute No-Go ist das wiederholte Versetzen einer Person. Dies gibt diesem Menschen nämlich das Gefühl, in den Augen der anderen Person wertlos zu sein. Auch wenn der Mensch, der immer wieder absagt, die unterschiedlichsten Ausreden anführt wie „Bin eingeschlafen“ oder „Meine Schwester ist spontan vorbeigekommen“, sinkt irgendwann die Glaubwürdigkeit der unzuverlässigen Person. Schließlich wirkt der Mensch, der sich dennoch immer wieder auf Verabredungen einlässt, bedürftig und erweckt den Anschein, kein ausgeprägtes Selbstwertgefühl zu haben. Selbstverständlich ist, dass die „Absager“ auch in entscheidenden Situationen kneifen – auf sie ist kein Verlass, weshalb sie dann häufig an wichtigen Tagen wie Silvester alleine dastehen.

Beispiel: Andreas ist ein echter Freund zum Pferdestehlen. Er ist ein sehr vernünftiger Mensch, der die Mädels nach einer wilden Nacht in der Disco heimfährt. Bei ihm kann sich so manche junge Dame ausweinen, wenn sie in Liebesdingen enttäuscht wurde. Carina jedoch stört sich an einer außergewöhnlichen  Angewohnheit von Andi: Wenn sie mit ihm verabredet ist, kommt er grundsätzlich eine Stunde zu spät. Selbst als Andreas herausgefunden hat, dass sich Carina stets rechtzeitig zurecht macht, legt er diese Angewohnheit nicht ab. Die wiederholten Vorwürfe von Carina bewirken nichts. Dennoch schätzt sie ihn als Kumpel und sieht über diese Macke hinweg.

Wenig lästern

„Jana finde ich so doof, die, die immer diese kindischen Haarreifen trägt.“ Auf der Damen-Toilette kann die Person, die Haarreifen trägt, dieses Gespräch mithören. Sie hört daraufhin das andere Mädchen sagen: „Aber Alexandra finde ich noch viel schlimmer, die lästert immer so viel.“ Klar ist, dass etwas Lästern zu einer Konversation dazugehört. Schließlich ist man in Berufsschule, Uni oder Berufsleben nicht immer ausschließlich von „coolen“ Personen umgeben (ob die Einteilung der Menschen in „cool“ und „uncool“ eine Berechtigung hat, diskutieren wir hier). Doch sollte es sich bei Lästereien besser um Randthemen handeln, nicht um das Zentrum der Unterhaltung. Sonst entsteht bei den Freunden der lästernden Person nämlich der Eindruck, sie müsse ihr eigenes Ego pushen, indem sie sich die Unzulänglichkeit anderer Menschen vor Augen hält.

Aussehen: Normalität

Wenn jemand sehr große Probleme hat, Freunde zu finden, liegt das nicht selten an einem Aussehen, das stark von der Norm abweicht. So kann etwa eine Adipositas einen Menschen zum Außenseiter machen. Andere Personen sind schockiert darüber, wie dick die jeweilige Person ist, und sie tuscheln hinter ihrem Rücken über sie. Freunde finden können diese Personen jedoch trotzdem, indem sie ihresgleichen suchen, etwa anhand einer Freundschafts-Anzeige im Internet. Auch das Tragen absolut geschmackloser Kleidung kann abstoßend wirken, wenn der jeweilige Mensch nicht gerade einem abgesagten Kult nacheifert.

Auch Personen, die sich zwar auffällig kleiden, dies jedoch mit einer bestimmten Überzeugung/Gesinnung (Beispiel: Gothic), können einen großen Freundeskreis haben, da es häufig akzeptiert wird, wenn sich ein Mensch zu den Individualisten zählt oder (wenn auch als einziger der Klasse, des Kurses etc.) ein Fan einer bestimmten Musikgruppe oder -richtung ist. Hier gilt nicht immer die Devise „Gleich und gleich gesellt sich gern“, auch wenn sich Menschen mit ähnlicher Gesinnung gern gruppieren.

Freunde finden in bestimmten Altersgruppen

Nicht in allen Lebensphasen sind dieselben Tipps richtig. Deshalb haben wir zusätzlich zu diesem allgemeinen Artikel noch weitere Seiten mit Ratschlägen für die entsprechenden Altersgruppen erstellt:

Demnächst folgen noch weitere Artikel:

  • Freunde finden ab 40/60 etc.

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