Beziehungsarbeit & Co.: Nicht viel zu viel tun

Gegenseitiger Respekt, Geborgenheit, doch auch viel Leidenschaft, einander voll und ganz vertrauen zu können und zu wissen, dass man sich auf den anderen zu 100 % verlassen kann – so stellt man sich eine glückliche Beziehung vor. Doch in sehr vielen Fällen hält das Glück nicht für immer an: Sei es, dass es ein Partner mit der Treue nicht so ernst nimmt oder sich ein anderer im Rahmen der Sicherheit einer Beziehung gehen lässt. Zahlreiche Beziehungs-Störenfriede lassen sich also nicht vermeiden, sehr wohl aber das Denken, mit dem wir eine Beziehung betrachten. Welche Denkweise kann also dabei helfen, eine Beziehung, die auf den ersten Blick nur vielleicht eine Chance hat, in eine dauerhafte Langzeitbeziehung zu verwandeln? Und wieviel Beziehungsarbeit ist richtig, ohne dass man weder zu viel noch zu wenig für die Beziehung getan hat? Diesen Fragen sind wir in diesem Artikel auf den Grund gegangen.

Dafür, dass man selbst glücklich ist, ist man selbst verantwortlich. Bist Du über diese Aussage erstaunt, oder hast Du Dir insgeheim schon immer Deinen Teil gedacht, wenn Deine beste Freundin nie Spaß haben konnte, solange sie Single war?

Das soll aber freilich nicht bedeuten, dass Beziehungen keinerlei Einfluss auf unser Glück hätten. Natürlich können auch die Unzuverlässigkeit oder weitere schlechte Wesenszüge des Partners sehr unglücklich machen. Indem man sich ein solches Verhalten aber nicht gefallen lässt, sondern für sich selbst die Konsequenzen daraus zieht, kümmert man sich um das eigene Glück!

Die richtige Einstellung

Der Begriff „Mindset“ wird gern dazu verwendet, das Wort „Denkweise“ auszudrücken. Doch im praktischen Wortgebrauch sind damit auch Verhaltensmuster eines Menschen gemeint oder die Art der inneren Haltung. Im Folgenden wollen wir auf die unterschiedlichen Arten von Mindsets eingehen.

Fixed Mindset vs. Growth Mindset…

… schon bei der Unterscheidung dieser beiden Begriffe steckt man in der Beziehungsarbeit. Menschen, die Beziehungen mit der Einstellung angehen, viele Dinge ohnehin nicht lernen zu können, scheitern häufig an denselben Problemen – in einer Beziehung nach der anderen! Wer hingegen über ein Growth Mindset verfügt, der ist offen, sich in unterschiedlichen, für die eigene Person spannenden Lebensbereichen weiterzubilden und dazuzulernen – auch in Beziehungsdingen. Er ist dazu willens, etwas Beziehungsarbeit zu leisten. So kann sich beispielsweise eine sicherheitsorientierte Person optimistisch in eine Beziehung mit einer sehr freiheitsliebenden Person wagen, die viel Zeit für sich braucht – und dabei lernen, nicht zu klammern oder dem anderen nicht nachzulaufen.

Tipp: Beziehungen können besonders konstruktiv sein, wenn beide Partner sich ein Growth Mindset aneignen – ja, so eine Einstellung wird einem nicht etwa in die Wiege gelegt, sondern man kann sie sich tatsächlich antrainieren! In der Praxis bedeutet das: Nicht etwa den Kopf nicht in den Sand stecken und einfach sagen „Dafür habe ich kein Talent“.

Beziehungsarbeit: Beide Partner sollten sich ungefähr in demselben Maß engagieren

Weniger ausgeglichen gestaltet sich eine Beziehung, wenn nur einer der beiden über ein Growth Mindset verfügt und 100 % der Beziehungsarbeit leistet. Ein solches Mindset bringt es auch mit sich, dass man sich gedanklich tiefgründig mit der Beziehung auseinandersetzt und Lebensenergie in das kleine Pflänzchen, die Beziehung, steckt.

Wenn der jeweils andere Partner sich derweil entspannt zurücklehnt und keinerlei Motivation besitzt, das Beste aus der Liaison zu machen, kann eine glückliche Langzeitbeziehung trotzdem nicht klappen: Der Partner mit dem Growth Mindset, der sich voll und ganz in die Beziehungsarbeit reinhängt, kann sich bis zum Burnout verausgaben – wenn der ernsthafte Wille des anderen fehlt, werden alle Bemühungen erfolglos bleiben!

Die richtigen Ansichten der Partner

Etwas optimistischer bitte! „Noch nicht geschafft haben“ statt „Versagt haben“

Probleme gibt es auch in den schönsten Langzeitbeziehungen, und häufig zerbrechen Liebespartnerschaften an Problemen, die man mit etwas mehr Optimismus auch als Herausforderungen hätte betrachten können. Es ist als Teil eines Paars wichtig, Rückschläge nicht als endgültig nicht bestandene Aufgaben zu betrachten, sondern immer wieder einen Anlauf zu starten, um die jeweiligen Konflikte oder Probleme zu lösen. Liegt einer Sache jedoch beispielsweise eine organische Ursache zugrunde wie etwa die Unfruchtbarkeit eines Partners, muss natürlich statt gaaanz viel Optimismus rational abgewogen werden, welche Möglichkeiten bestehen.

Über die Fehlannahme „Wenn es viel Beziehungsarbeit erfordert, kann es nicht der/die Richtige sein“

Zahlreiche Beziehungen sterben nach bestimmten Vorfällen ab, die einem oder beiden Partnern das Gefühl geben, man müsste für die Liaison zu viel kämpfen, oder der jeweils andere könnte denken, dass etwas mit der Beziehung nicht stimmen könne, wenn man sich so sehr ins Zeug legen muss.

Freilich gibt es Partner, die einfach nicht zueinander passen. Aber wenn die Liebe bei beiden Menschen vorhanden ist – warum sollte man eine Beziehung dann einfach aufgeben und sich den Rest des Lebens darüber ärgern, sich nicht mehr Mühe gegeben zu haben, nicht mehr Arbeit in die Liebe des Lebens gesteckt zu haben?

Liebe ist etwas Wundervolles, doch Wegwerfmentalität ist in unseren Zeiten von Singlebörsen weit verbreitet. Wer sich an dem eigenen Fixed Mindset festgebissen hat oder sich nicht aus seiner eigenen Komfortzone des eingeschränkten Denkens herausbewegen will, wird zu wenig Bereitschaft zeigen, Dinge an sich selbst zu verändern, um der Beziehung zum Gelingen zu verhelfen.

Merke: Wenn beide Partner über ein Fixed Mindset in Liebesdingen verfügen, kann die Beziehung sehr schnell scheitern, wenn diese beiden Mindsets nicht gerade zufällig optimal zueinander passen – was sehr selten ist. Bereits dann, wenn nur einer der Partner sich ein Growth Mindset angeeignet hat, entsteht jedoch ein leichtes Ungleichgewicht in der Beziehung. Beziehungsarbeit sollte also nie der Job eines einzigen der Partner sein. Wenn hingegen beide ein Growth Mindset erwerben, kann daraus hingegen leicht eine Beziehung entstehen, für die das Paar von ganz vielen anderen Menschen bewundert und beneidet wird.

Das richtige Auftreten dem Partner gegenüber

An zahlreichen gängigen Fehlern krankt ein Großteil derjenigen Beziehungen, die irgendwann beendigt werden. Doch was sind die wichtigsten Fehler, die es zu vermeiden gilt?

  • Zentrales Thema: „Wer ist schuld“: Schuldzuweisungen sind im Rahmen eines Streits kaum vermeidbar, wenn man dazu beitragen möchte, dass keine ähnliche Situation mehr entsteht. Niemand sollte also alles in sich hineinfressen, wenn er sich für die Beziehung ins Zeug gelegt hat, der andere jedoch nicht dazu bereit ist, an seinen Schwächen zu arbeiten. Basiert jedoch ein Großteil der Unterhaltungen eines Paars auf solchen Aussagen, dann ist kein konstruktives Miteinander möglich.

Tipp: Versuche, Deinem Partner gegenüber nicht immer nur die negativen Dinge zu erwähnen. Äußere im Gespräch mit ihm also nicht nur Kritik, sondern beachte auch die positiven Sachen, die er oder sie tut. Würdest Du plötzlich einen anderen Partner haben, dann würde Dir plötzlich klar werden, dass einige Verhaltensweisen, die Du an Deinem aktuellen Partner selbstverständlich findest, dies gar nicht sind: Beispielsweise kann sich der neue Mann oder die soeben kennengelernte Frau als sehr unzuverlässig erweisen oder – obwohl Du sie mehrfach auf ihr Fehlverhalten hingewiesen hast – falsche Vorankündigungen bzw. Versprechungen machen.

  • Fehlende Wertschätzung: Fühlt sich der Partner nicht geschätzt, kann die Emotion der Frust recht rasch die Beziehung prägen. Deshalb sind kleine Aufmerksamkeiten wichtig wie ein kleines Geschenk zum Valentinstag oder eine Überraschung zum Geburtstag. Doch auch schon ganz einfache Dinge können dem anderen beweisen, dass man es ernst meint wie beispielsweise ein Post-It mit einem lieben Satz, das man auf den Frühstückstisch klebt. Schon ein schlichtes „Ich liebe dich“ reicht aus, um dem Partner ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern!
  • Mangelnde Toleranz: Anders, als es sich so mancher junge, idealistische Mensch auf Partnersuche denkt, wird man keinen Menschen finden, an dem uns nicht irgendetwas stört: Die perfekte Beziehung gibt es nicht, und man sollte lernen, zu akzeptieren, dass der Partner Fehler machen wird, die man selbst vielleicht nie im Leben nachvollziehen kann.

Fazit

Eine starre Denkweise, die sich nicht ändern kann, ist in Beziehungen kontraproduktiv: Eine Beziehung achtlos zu beenden, wegzuwerfen, ohne je versucht zu haben, an den eigenen Fähigkeiten zu arbeiten oder etwas Beziehungsarbeit zu leisten – das ist sehr schade und müsste nicht sein.

Wenn das gute Funktionieren einer Langzeitbeziehung mit harter Arbeit verbunden war, so ist das nicht etwa ein Zeichen dafür, dass man noch nicht den richtigen Partner gefunden hat, sondern es ist schlicht und ergreifend normal! Etwas Zeit und Hirnschmalz in Beziehungsarbeit zu investieren lohnt sich wirklich in den meisten Fällen!

Geht man mit einem Growth Mindset an Beziehungen heran wie an ein spannendes Projekt, dem man im eigenen Arbeitsalltag begegnet, so ist das Denken von folgenden Aspekten geprägt:

  • Man konzentriert sich auf den Fortschritt in Bezug auf einzelne Probleme.
  • Man entwickelt einzelne Fähigkeiten und Talente in Bezug auf Liebesdinge oder baut vorhandene Gaben weiter aus.
  • Man freut sich über Herausforderungen in Liebesdingen, anstatt bei kleinen Problemen gleich das Handtuch zu werfen und am Partner zu zweifeln.

Diese Sichtweisen zu verinnerlichen, das ist jedoch mit hartem Training verbunden. Menschen, die jedoch schon einige Beziehungen hinter sich haben, konnten im Laufe dieser Partnerschaften ein Growth Mindset erwerben, ohne diesen Fachbegriff überhaupt zu kennen: Aufgrund zahlreicher erlebter Beziehungsprobleme haben sich die eigenen Fähigkeiten entwickelt. Und oft erkennt man im Laufe der Jahre auch, welche eigenen Fehler man in einer neuen Beziehung vermeiden muss.

Allerdings darf zudem der Aspekt nicht vernachlässigt werden, dass das Geben und Nehmen in einer Partnerschaft nicht zu unausgeglichen sein darf. Wenn der eine alles gibt, während der andere keinen Finger für die Beziehung krumm macht, ist das Scheitern garantiert – und die Achtung des „faulen“ Partners vor dem übereifrigen sinkt.

Sich glücklich zu fühlen, ist ein schöner Nebeneffekt einer guten Beziehung. Von einem Partner oder einer Beziehung jedoch zu erwarten, dass sie die eigene Seele von den negativen Emotionen, an denen man als Single litt, befreien könne, macht keinen Sinn: Man selbst muss sich mit den eigenen Problemen auseinandersetzen und diese lösen – auch wenn dafür einmal etwas Zeit alleine erforderlich sein mag.

Wenn eine Beziehung im Übrigen zu den „toxischen“ zählt und deshalb tatsächlich der Auslöser für das eigene Empfinden des Unglücklichseins verantwortlich ist, dann gibt es in vielen Fällen keine andere Lösung, als die Liaison zu beenden. Denn Beziehungsarbeit kann in solchen Fällen sogar zum Burnout des engagierten Partners führen.

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