Auch einmal alleine sein – und damit Freundschaften bewahren

Wer immer unter Leuten ist, dem wird früher oder später auffallen, dass er oder sie Zeit für sich selbst braucht oder dass viele Dinge im eigenen Leben zu kurz kommen. Pandemie-Zeiten mögen zahlreiche Nachteile für unser Sozialleben haben, sind aber optimal dazu geeignet, sich einmal etwas zurückzuziehen und die eigenen Freunde oder Bekanntschaften nicht mit den eigenen Problemen zu belagern.

Wer für sich das Beste aus der Corona-Krise herausholen möchte: Man kann neue Energie tanken, indem man sich in Ruhe überlegt, wohin der eigene Weg eigentlich gehen soll. Denn ist man sich dessen nicht sicher, besteht das Risiko, dass man in einer allzu heftigen Umbruchsphase zahlreiche Freunde verliert, da diese die „extreme Veränderung“ wahrnehmen und als merkwürdig empfinden. Doch wie geht man bei der Optimierung des eigenen Lebens praktisch vor?

Lasse dir einmal die folgenden Fragen durch den Kopf gehen:

  • Wie willst du leben? Wie stellst du dir dein ideales Leben vor?
  • Ist dein Beruf wirklich dein Traumberuf?
  • Falls du dich in einer Partnerschaft befindest: Als wie zukunftsträchtig schätzt du diese ein?
  • Hast du dir deine Wohnung einmal genauer angesehen? Ist sie ein Ort, an dem du dich optimal entspannen kannst, oder fehlen dazu noch bestimmte Gegenstände? Oder wäre eine Entrümpelung eine Wohltat für dich?
  • Sind deine Haustiere glücklich? Kannst du etwas tun, um sie noch glücklicher zu machen?

All das sind Fragen, die gern verdrängt werden, wenn wir uns permanent in Gesellschaft befinden und deshalb zu wenig Zeit haben, über unser Leben nachzudenken. Doch bedeutet dies nicht zwingend, dass wir in einem solchen Fall wirklich zufrieden sind. Vielmehr werden unsere Freundschaften irgendwann stark darunter leiden, wenn wir beispielsweise von unserer beruflichen Tätigkeit genervt und mit unserer Wohnungseinrichtung unzufrieden sind oder unseren Lebenspartner nicht einmal mehr ansehen, wenn wir ihm in der Wohnung begegnen.

Deine Ausstrahlung und Wirkung auf Menschen werden anders sein

Kennst du diese miesepetrigen Menschen, die aufgrund ihrer permanenten Unzufriedenheit irgendwann keiner mehr so richtig mag? Genauso kann jeder „enden“, wenn er oder sie nicht rechtzeitig die Augen öffnet und das eigene Leben hin und wieder von Missständen befreit. Wer den eigenen Freunden auch in fünf Jahren noch von den 20 kg Übergewicht vorjammert, verliert in deren Augen an Glaubwürdigkeit und Zielstrebigkeit. Es kommt bei dem einen oder anderen Menschen deshalb die Frage auf: „Will ich ihn noch als Kumpel haben?“ Dass solche falschen Versprechungen bzw. Inkonsequenz auch Beziehungen massiv beeinflussen kann, zeigt etwa diese Geschichte von einer Frau, die nach einem einschneidenden Schlüsselerlebnis 40 kg abnahm.

Auch wer an einer toxischen Beziehung festhält und die beste Freundin über lange Zeit hinweg immer wieder nach ihrer Meinung fragt, wird von den eigenen Mitmenschen als Ballast empfunden werden denn als Bereicherung des eigenen Lebens – vor allem dann, wenn die eigenen Sorgen die Psyche so stark im Griff haben, dass keine Fähigkeit mehr vorhanden ist, ein „offenes Ohr“ für die Probleme des Gegenübers zu haben.

Was also gilt es zu tun?

Wann immer du über irgendein Problem in deinem Leben stolperst, versuche, dieses möglichst schnell zu lösen. Das kann ein winziges Problem sein wie ein kleiner Fleck an der Wand, den du schnell überpinseln kannst. Es kann aber auch ein sehr großes Problem sein wie beispielsweise eine immer wieder hinausgeschobene Scheidung. Dabei ist ein Ausfüllen von Scheidungsformularen mehr als leicht! Prokrastination – so nennt man die weit verbreitete „Aufschieberitis“ – führt nur dazu, dass wir immer unzufriedener werden und irgendwann sogar den Grund dafür vergessen.

Tipps zum Schluss

Wenn du lange aufgeschobene Probleme bewältigst, kann ein kurzer Rückzug aus Freundschaften Sinn machen. Viele Menschen werden dir dankbar sein, wenn du eines Tages zu ihnen sagst: „Der Scheidungsantrag ist jetzt eingereicht.“ Aber vielleicht hast du Freunde, die sich in ähnlichen Lebenssituationen befinden und sich darüber freuen, sich über das jeweilige Thema austauschen zu können. Hier ist also Feingefühl gefragt: Wann immer du merkst, dass eine Person Desinteresse an dem jeweiligen Thema hat, solltest du dich fortan mit der Thematik zurückhalten. Ansonsten riskierst du, dass sich deine Freunde zurückziehen, weil sie das Gefühl haben, man sei – zumindest in dieser Lebensphase – inkompatibel. Eine Kognitive Verhaltenstherapie etwa kann helfen, Probleme zu bewältigen, ohne Freunde dabei zu nerven.